SZ Nachlese

Papierarbeiten

Eine Mitgliederausstellung des Kunstvereins Ebersberg mit dem Motto "Bloß Papier" hat mich zu einem für mich neuen Thema angeregt. So entstand mit "Wortgef(l)echte" die erste Arbeit rein aus Zeitungspapier der Süddeutschen Zeitung. Dabei entdeckte ich, dass meine Tageszeitung zugleich Material, Farbe, Inhalt und Aussage enthält und sich damit jeder Einsatz von weiteren Materialien erübrigt. So arbeitete ich mit "Zeitung pur". Ich verwendete Begriffe und Assoziationen aus dem täglichen Zeitunglesen, die ich mit dem Medium Zeitung in Verbindung bringe. Diese Begriffe habe ich in der mir geeignet erscheinenden Arbeitstechnik mit viel Spaß und einem gelegentlichen Augenzwinkern umgesetzt.

Die entstandenen Arbeiten wurden zunächst in der Ebersberger SZ Galerie und im Oktober 2005 nochmals in der Rathausgalerie Ebersberg ausgestellt.

Zu den einzelnen Bildern:

angepasst

Hier wurde jedes Feld sorgsam gefüllt, die Fäden harmonisch aneinander gereiht, genau geschnitten, also alles in Übereinstimmung. Doch warum der Richtungswechsel, das abrupte Durchtrennen der Fäden? Es war nicht der ursprüngliche Plan, es wurde angepasst.

Imprimatur

Die Imprimatur als drucktechnischer Begriff schildert den perfekt überarbeiteten, korrigierten Zustand zum Beispiel eines druckfertigen Artikels. Oft wird dabei allgemein Unverständliches, Unterschwelliges, Unangenehmes und Anfechtbares erst bereinigt, begradigt und dem Leser dann auf sehr angenehme Weise vorgesetzt.

Informationsflut

Zeigt die viel diskutierte Zeiterscheinung der Überflutung mit Meldungen und Informationen aller Art.

Linientreue

Die verschiedenen Schriftfragmente spiegeln die Vielzahl des zum Beispiel politischen Diskussionsstoffes wieder, während die in diesem Falle roten Fäden die einmal getroffene Entscheidung der politischen Einstellung und Richtung wiedergeben. Der Rhythmus der angeordneten Fäden erzählt von dem mehr oder weniger starken Einfluß einer politschen Gesinnung.

Vernetzung

Die erste Ebene des vielfältigen Netzes stellt die Möglichkeiten von Verbindungen dar, über jede Distanz. Mit der zweiten Ebene darunter entsteht die Verdichtung des Netzes, so dass auch kleinste Bereiche versorgt und überkreuzt werden. Dies ließe sich endlos fortführen?

Verstrickungen

Das sehr fragile, andererseits grobmaschige Gestrick in zart erscheinenden Farben, die Abhängigkeit von Masche zu Masche, das Nicht-Trennen-Können von einzelnen Segmenten ist Verstrickung.

Vor einem Monat, vor einem Jahr?

Durch die Vielzahl der täglichen Nachrichten und Informationen wird automatisch nur ein Teil als wichtig aufgenommen und gespeichert. Viele Informationen verlieren schnell ihre Bedeutung und verblassen nach kurzer Zeit.

Wortgef(l)echte

Die Webtechnik mit senkrechten Kett- und waagrechten Schussfäden erschien mir die reizvollste Technik um das Gegeneinandersetzen der Worte darzustellen. Das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Farbigkeit oder Farbnuancen der erscheinenden Zeitungsfragmente unterstreicht diesen Eindruck und gleicht für mich den Tönen und Lautstärken einer Diskussion.

Zwischen den Zeilen lesen

Hier wählte ich ein sehr persönliches Lesen zwischen den Zeilen: einen Ausschnitt der Biographie von Georgia O'Keefe, einer bedeutenden amerikanischen Malerin, mein großes persönliches Vorbild. In ihren Texten zu ihrer Auffassung von Malerei lese ich zwischen den Zeilen mehr als den Text. Es entstehen in mir Bilder, Empfindungen, Übereinstimmung und Verständnis.

Papierarbeiten - angepasst
Papierarbeiten - Imprimatur
Papierarbeiten - Informationsflut
Papierarbeiten - Linientreue
Papierarbeiten - Vernetzung
Papierarbeiten - Verstrickungen
Papierarbeiten - Vor einem Monat, einem Jahr?
Papierarbeiten - Wortgef(l)echte
Papierarbeiten - Zwischen den Zeilen lesen